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SCHWABACH (stt) – In Deutschland werden pro Jahr eine Milliarde Liter Saft getrunken. Dennoch sind Streuobstbestände bundesweit auf dem Rückzug. In den letzten 50 Jahren sind sie bundesweit um 70 Prozent, in Bayern um 65 Prozent geschrumpft. Hauptgrund: billiges Saftkonzentrat aus dem Ausland. «Niemand will Obstbauern hier vernünftiges Geld bezahlen», sagt Norbert Metz, Diplom-Ingenieur für Landespflege.
Auf Einladung der Schwabacher Grünen hat der Streuobstfachmann eine klare Botschaft ausgesendet. «Idealismus reicht nicht, ohne wirtschaftliche Perspektive werden Streuobstbestände in Deutschland völlig verschwinden», sagte Metz während eines Picknicks mit Saft und Apfelkuchen auf einer Streuobstwiese in Unterreichenbach.
Gegenwärtig braucht ein Obstbauer 20 Euro pro Doppelzentner, um über die Runden zu kommen. «Die Industrie war 2008 bereit, drei Euro pro Doppelzentner zu bezahlen.»
Hauptlieferant des Apfelsaftkonzentrats ist China. 112 000 Tonnen aus dem Reich der Mitte decken ein Drittel des deutschen Saftbedarfs. Laut einer Erhebung in Baden-Württemberg kommen lediglich 30 Prozent des Safts von Streuobstbeständen. Obwohl nach Überzeugung von Metz sehr viel mehr möglich wäre.
Bio-Saft aus dem Ausland
«Die großen Hersteller verwenden nicht ein Gramm deutsches Obst», hat Norbert Metz auf Nachfrage dort erfahren. Selbst bei Produkten mit Bio-Siegel komme das Obst ausschließlich aus der Türkei und Italien, so Metz. Birgit Raab, Bundestagskandidatin der Grünen im Stimmkreis Nürnberg-Süd und Schwabach, hat nichts gegen chinesischen Apfelsaft, der hauptsächlich für Schorlen bei Discountern und Supermärkten verwendet wird.
Für die Bezirksrätin aber muss eines unbedingt kommen: «Eine Kennzeichnungspflicht zur Herkunft und mehr Aufklärung, damit der Verbraucher entscheiden kann», so die Politikerin. Auch sie fordert eine «breite Offensive für eine wirtschaftliche Perspektive, sonst haben Streuobstwiesen keine Überlebenschance.»
In Mittelfranken haben Verbraucher schon jetzt eine gute Möglichkeit, Säfte und Schorlen aus hiesigen Streuobstbeständen zu kaufen. Das Regionalsaftprojekt «Hesselberger» ist gegründet worden, um den mittelfränkischen Streuobstbauern Absatzperspektiven zu verschaffen.
Sämtliches Obst komme dabei aus einer Region 30 Kilometer um den Hesselberg, versichert Metz. Wichtig sei hier auch eine umfangreiche Produktpalette. «Viele hören beim Apfelsaft auf», weiß Metz. «Hesselberger aber bietet eine Riesenpalette.» Neben Apfel auch Birne, Holler und verschiedene Obst-Seccos. Auch mittelfränkische Kommunen und ihre Betriebe sollten dort ihren Getränkebedarf decken, regte Birgit Raab an.
Unterreichenbacher Apfelsaft mundete Grünen-Politikerin Birgit Raab (links) und Norbert Metz (rechts), Diplom-Ingenieur für Landespflege, bestens.
Text und Foto: Robert Schmitt / © SCHWABACHER TAGBLATT
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