22.01.25 –
Auftritte des Nürnberger Jesuitenpaters Jörg Alt ziehen viele Menschen an. Das Bürgerhaus war voll besetzt, als der Aktivist mit dem Grünen Bundestagsabgeordneten Sascha Müller über die Frage diskutierte, wie das Leben bezahlbar bleibt und mit einem ökologisch sinnvollen Wirtschaften unter einen Hut zu bringen ist. Müssen wir zivilen Ungehorsam leisten, damit Wirtschaft und Politik nicht mehr ausschließlich auf Wachstum setzen?
Jörg Alt geht selber den Weg des zivilen Ungehorsams. Als Klimakleber beteiligte er sich in München und Nürnberg an Straßenblockaden und wurde dafür von Gerichten verurteilt. Er werde zum Straftäter erklärt, aber Politiker, die zulassen, dass im Verkehr CO2-Grenzwerte regelmäßig gerissen werden, machten munter weiter: Pater Alt gab sich in Schwabach kämpferisch. Aus seiner Sicht muss alles auf den Prüfstand - die Klimapolitik, die Wirtschaftspolitik, die Migrationspolitik.
Was nütze es, wählen zu gehen, wenn die Gewählten nicht die richtigen Weichen stellen, weil sie nur ihr Klientel im Auge haben? Pater Alt hält es für einen groben Denkfehler, wenn die Politik immer noch auf eine wachstumsorientierte Wirtschaft setzt, während sich die Erde bereits so schnell erwärme wie noch nie. Gewinne würden ungleich verteilt, Reiche immer reicher, Ärmere müssten immer mehr bezahlen für Miete, Lebensmittel, Krankenkasse. Pater Alt rät dringend, an der CO2-Bepreisung festzuhalten und Menschen mit kleinen Einkommen zu entlasten.
Auf Einladung des Kreisverbands Schwabach von Bündnis 90/Die Grünen diskutierte Alt mit dem Grünen Politiker Sascha Müller, Hanne Heider von der Schwabacher Tafel, Lebensmittelretterin Gaby Gottfried und dem Experten für nachhaltiges Investment, Daniel Schneider. Die Moderation hatte die Grüne Kreisvorsitzende Ute Möller.
Sascha Müller drängte darauf, dass der Staat mehr in Klimafreundlichkeit investiert, ohne dabei die Menschen zu überfordern. Das Klimageld sei organisatorisch sofort umsetzbar. Er sei optimistisch, dass es in der nächsten Legislatur kommen wird.
Laut Daniel Schneider haben sich in den letzten zehn Jahren die Kundeneinlagen bei deutschen nachhaltigkeitsorientierten Banken auf 50 Milliarden Euro verdoppelt. Dieses Geld werde in ressourcenschonende Projekte investiert. Banken wüssten, dass fossile Brennstoffe auf Dauer zu teuer werden und investierten in nachhaltige Energien. Die EU erzeuge mit ihrer Gesetzgebung zunehmend Druck in Richtung nachhaltiges Wirtschaften.
Jährlich werden rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland weggeworfen. Zugleich haben viele Menschen nicht genug Geld, um sich ausreichend Essen zu kaufen. Hanne Heider berichtete, dass bei der Schwabacher Tafel insgesamt 700 Bedürftige registriert seien, die Lebensmittelspenden benötigen. Gaby Gottfried, seit 2019 Lebensmittelretterin, gibt in Schwabach mit vielen Ehrenamtlichen kostenlos Brot, Gemüse und Obst an Ältere, Arbeitslose oder ukrainische Geflüchtete aus. Sie fordert, dass Deutschland ebenso wie Frankreich ein Lebensmittelrettergesetz einführt. In Frankreich ist es großen Supermärkten verboten, Lebensmittel wegzuwerfen.
Pater Alt unterstützt die Forderungen, doch bisher habe die FDP ein solches Gesetz blockiert. Kantinen und Mittagsbetreuungen in Schulen könnten außerdem Reste-Essen einführen. Kinder könnten auch mal mitkochen, um wieder ein Gefühl für den Wert der Nahrung zu bekommen. Auch hier ist Frankreich weiter: die Kinder lernen in den Schulen verpflichtend den richtigen Umgang mit Lebensmitteln.
Sascha Müller will mit grüner Politik dafür sorgen, dass es nicht mehr notwendig ist, dass Menschen von Resten leben müssen. Er setzt auf unterschiedliche Entlastungen, dazu gehöre die Senkung der Stromsteuer genauso wie die Wiedereinführung des 49-Euro-Tickets.
Menschen geben in Deutschland durchschnittlich 40 Prozent ihres Geldes für das Wohnen aus. Pater Alt fragte provokant, warum an der Fiktion, dass Grund und Boden jemand gehören können, festgehalten werde. Sascha Müller möchte an der Mietpreisbremse festhalten. Daniel Schneider sieht in der Förderung genossenschaftlichen Wohnens einen wichtigen Schritt in Richtung bezahlbares Leben.
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