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18.08.20 –
Für die traditionelle August-Radtour haben sich die Schwabacher Grünen in diesem Jahr die Freundinnen und Freunde aus dem neu gegründeten Grünen Ortsverband Nürnberg-Süd eingeladen. Ziel der Tour war der Rednitzgrund, wo Landwirt Herbert Adel von Katzwang bis Schaftnach entlang der Wässerwiesen führte, die er mit einigen wenigen weiteren Landwirten bewirtschaftet. Diese uralte Bewässerungstechnik ist nur in den Talräumen von Schwabach, Rednitz und Regnitz bekannt und wurde von der UNESCO mit dem Prädikat „Immaterielles Kulturerbe“ gewürdigt. Aus Aufzeichnungen geht hervor, dass sich diese Art der Bewirtschaftung rund 350 Jahre zurückverfolgen lässt.
Es ist rechtlich gesichert, dass alle Landwirte, die einem der Wässerverbände angehören, berechtigt sind, das Rednitz- oder Schwabachwasser für Ihre Wiesen zu nutzen. Das erfordert allerdings intensive Absprachen untereinander. An Stauwehren, die in die Flussläufe der Rednitz und Schwabach eingebaut wurden, wird Wasser in Kanäle abgeleitet. Nach einem ausgefeilten Verfahren mit Schiebern und über Sekundärkanäle kommt das Flusswasser auf die Wiesen. Zur Verteilung des Wassers sind keine Pumpen erforderlich. Mit dieser Bewässerung ist es den Landwirten auf diesen sandigen Böden möglich, statt zwei- oder dreimal pro Saison vier- oder sogar fünfmal zu mähen. Entsprechend mehr frisches Futter können sie dann in ihren Ställen verfüttern. Außerdem wirkt sich mehr Wasser auf der Fläche positiv auf den Grundwasserspiegel und die Artenvielfalt aus. In solch regenarmen Sommern wie in den letzten Jahren wäre der Bewuchs der Wiesen längst vertrocknet.
Das Mehr an Futter wird bezahlt durch einen hohen Arbeitseinsatz. Die Wassergräben müssen regelmäßig gepflegt werden, damit das Wassers ungehindert in die vorgesehenen Flächen laufen kann. Nach Starkregen oder Stürmen müssen die Kanäle, Brücken und Wehre auf Schäden durch Treibholz oder umgestürzte Bäume geprüft werden. Die Wehre werden im Frühjahr ein- und im Herbst abgebaut. Bei Penzendorf führt sogar eine schmale Kanalbrücke das vorher abgezweigte Wasser von der rechten auf die linke Flussseite, um die Bewässerung auf der dortigen Seite mit natürlichem Gefälle zu ermöglichen. Auch diese Brücke muss jedes Jahr aufs Neue auf- und abgebaut werden, da sie sonst von den Winterhochwässern zerstört werden könnte.
Adel beklagte den Zustand dieser Wässergrabenbrücke, deren Erneuerung die finanziellen Möglichkeiten des Nutzerverbundes übersteigt. Allgemein zu Bedauern sei, dass die noch aktiven Landwirte, die dieses System nutzen dürfen, immer weniger werden. Die stets notwendige Kontrolle, die Reparaturen, die Pflege, die Erneuerung der Wässersysteme muss auf immer weniger Schultern verteilt werden. Der Nürnberger Bezirksrat Daniel Arnold sicherte zu, sich über Förderungsmöglichkeiten durch den Bezirk Mittelfranken zu informieren.
Außerdem, so Adel, mache sich auch hier im Rednitztal der Klimawandel deutlich bemerkbar. „Glücklicherweise ist der Pegel der Rednitz aufgrund der Wasserüberleitung aus dem Donauraum durch den Main-Donau-Kanal stabil. Aber an der Schwabach ist ein Rückgang der Wassermenge deutlich spürbar.“
Stadtratsmitglied Karin Holluba-Rau dankte Adel und seinen Mitstreitern für ihre Arbeit zur Bewahrung dieser alten landwirtschaftlichen Kulturtechnik und hofft, dass auch in Zukunft eine ausreichende Zahl an Landwirten die Wiesenbewässerung weiterhin aktiv pflegen wollen und können. Alt-Bürgermeister Roland Oeser ergänzte, es sei auch eine Aufgabe der Politik, das Wissen um diese Sachverhalte in die Öffentlichkeit zu bringen. Denn nur so könne die notwendige Wertschätzung für diese Arbeit entstehen.
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